Freimaurerei ist eine bestimmte Lebenshaltung eines Einzelnen im Verhältnis zu seinen Mitmenschen. Diese Lebenshaltung wird von ethischen Grundsätzen, von Ehrenhaftigkeit, von Toleranz, von Nächstenliebe und von Religiosität geprägt. Die Rituale der Freimaurer, ihre Symbolsprache, vor allem aber ihre geistige Grundhaltung geht im Wesentlichen auf die mittelalterlichen Dombauhütten zurück. Wie die Steinmetze der Dombauhütten die rohen, unbehauenen Steine in harter Arbeit und erworbener Kunstfertigkeit zu wohlbemessenen vollkommenen Bausteinen bearbeiteten, die allein für den Bau tauglich waren, so arbeiten die Freimaurer symbolisch, aber nicht weniger hart, an der Vervollkommnung ihrer Persönlichkeit, um sie für den Bau eines Tempels der Menschlichkeit tauglich zu machen. Das mag reichlich idealistisch klingen, dennoch ist es alles andere als unrealistisch. Das beste Beispiel dafür ist die Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika, der ersten Verfassung in der Geschichte, in der das Recht auf die Würde jedes einzelnen Menschen festgeschrieben wurde. Die Verfasser waren fast ausnahmslos englische, französische und deutsche Freimaurer. Gerade in einer Zeit wie der Unseren, die von materiellem Streben, vom rücksichtslosen Kampf um Macht und Besitz geprägt ist, die die Menschen nach heutigem Sprachgebrauch zu ,,Winnern“ oder zu ,,Losern“ macht, gerade in dieser Zeit muss es mehr denn je einen Raum geben, in dem sich Gleichgesinnte finden, die in der Bewahrung der für die Menschheit unverzichtbaren ewigen Werte ein entsprechendes Gegengewicht bilden, einen Raum der Besinnung, eine Werkstatt, in der „Steine behauen“ werden, die für den Bau des Tempels der Menschlichkeit taugen.
In diesem Raum arbeiten die Freimaurer.